Pauline Viardot Datenbank

Christin Heitmann
Pauline Viardot. Systematisch-bibliographisches Werkverzeichnis (VWV)

Pauline Viardot als Komponistin | |

Inhalt
Einführung zu Leben und Werk
Eigene Kompositionen
Bearbeitungen fremder Werke
Editionen fremder Werke
Kadenzen

Einführung zu Leben und Werk

Pauline Viardot, geb. Garcia (1821, Paris – 1910, Paris), aufgewachsen in einer MusikerInnen-Familie, deren Name eng mit der Belcanto-Tradition verknüpft ist, Schwester der berühmten Maria Malibran, als Kind Klavierschülerin von Franz Liszt, enge Freundin von Clara Schumann, George Sand und Ivan Turgenev, als universelle Musikerin hochgeschätzte Kollegin von Hector Berlioz, Frédéric Chopin, Charles Gounod, Giacomo Meyerbeer und zahlreichen weiteren Persönlichkeiten des kulturellen Lebens im Europa des 19. Jahrhunderts, ist eine der bedeutendsten Vertreterinnen der europäischen Kultur ihrer Zeit. Sie war nicht nur eine der berühmtesten Opern- und Konzertsängerinnen des 19. Jahrhunderts, eine angesehene Gesangslehrerin und eine sehr gute Pianistin. Sie war auch eine produktive Komponistin, deren kompositorisches Œuvre weit umfangreicher ist als gemeinhin bekannt. Über einen Zeitraum von mehr als sechs Jahrzehnten entstanden ca. 250 Kompositionen in verschiedenen Gattungen, wobei der Liedkomposition für eine oder mehr Singstimmen mit Klavierbegleitung die größte Bedeutung zukommt. Sie komponierte außerdem Kammermusik- und Klavierwerke sowie szenische Werke, darunter Opérettes de salon für Singstimmen, Chor und Klavier, die sie stets selbst inszenierte. Darüber hinaus entstanden Bearbeitungen und Editionen fremder Werke sowie Bearbeitungen traditioneller Lieder verschiedener nationaler Herkunft.
Im März 1837 gab Pauline Garcia ihr Debüt als Konzertsängerin in Brüssel, von Mai bis Oktober 1838 unternahm sie ihre erste Konzertreise durch Deutschland. In diesem Jahr erschienen auch ihre ersten gedruckten Kompositionen, Des Knaben Berglied VWV 1030 und Die Kapelle VWV 1017 nach Gedichten von Ludwig Uhland: Des Knaben Berglied erschien im Juni in Paris in einem zweisprachigen Druck unter dem Titel L'Enfant de la montagne (Des Knaben Berglied) als Teil des Sammelbandes Livre musical des Cent-et-un. Die Kapelle wurde im September 1838 im dritten Heft von Robert Schumanns Sammlung von Musikstücken aus alter und neuer Zeit erstmals gedruckt. Weitere Informationen zu beiden Ausgaben finden Sie im VWV in den Werkeinträgen zu VWV 1017 und 1030. Ihr Debut als Opernsängerin gab Pauline Garcia 1839 in der Rolle der Desdemona in Gioachino Rossinis Otello, zunächst im Mai in London und im Oktober in Paris. In der Saison 1839/40 bekam sie ihr erstes Engagement am Pariser Théâtre-Italien, dessen Direktor Louis Viardot (1800–1883) sie im April 1840 heiratete. Louis Viardot, ursprünglich Journalist und Kunsthistoriker, trat wenige Wochen vor der Heirat als Theaterdirektor zurück und wurde Agent seiner Ehefrau, vermittelte Engagements, schloss Verträge ab und organisierte und begleitete ihre Konzertreisen. 1841 wurde ihre erste gemeinsame Tochter Louise Viardot geboren, die unter dem Namen Louise Héritte-Viardot als Komponistin bekannt ist.
In den 1840er Jahren erschienen neben den beiden Liederalben Album de M.me Viardot-Garcia (Paris 1843) und 10 Mélodies par Pauline Viardot. Album de Chant pour 1850 (Paris 1849) etliche Einzeldrucke, meist als Zeitschriftenbeilagen (z. B. Une fleur VWV 1152, 1843, Aben-Hamet VWV 1179, 1847, La jeune République VWV 1215, 1848). Während der 1850er Jahre scheinen nach den bisher ermittelten Datierungen keine neuen Kompositionen entstanden oder gedruckt worden zu sein. Vermutlich ließ vor allem die europaweite Karriere als Sängerin Pauline Viardot keinen Raum, sich weiter intensiv der Komposition zu widmen, und in den Jahren 1852, 1854 und 1857 wurden die Kinder Claudie, Marianne und Paul Viardot geboren. In die 1850er Jahre fiel außerdem die gemeinsame Arbeit mit Hector Berlioz an der Neu-Bearbeitung der französischen Fassung von Christoph Willibald Glucks Orphée, an der Pauline Viardot großen Anteil hatte. Bei der Premiere in Paris im November 1859 sang sie die für ihre Stimme neu eingerichtete Titelrolle.
Zusätzlich standen Pauline und Louis Viardot dem politischen System des französischen Second Empire und insbesondere der Person und Politik Napoleons III. ablehnend gegenüber. Louis Viardot war aktiver Republikaner, seit 1841 gab er zusammen mit George Sand und Pierre Leroux die Zeitschrift Revue indépendante heraus. Pauline Viardot war 1848 als Komponistin der Kantate La jeune République VWV 1215 auf einen Text von Pierre Dupont an die Öffentlichkeit getreten, ein Auftragswerk für einen Festakt im Théâtre de la République, das angeblich den Stellenwert einer neuen Marseillaise einnehmen sollte (siehe Werkeintrag zu VWV 1215). 1851 wurde die Pariser Wohnung der Viardots von der Polizei durchsucht, Pauline Viardot klagte Ende der 1850er Jahre zunehmend über das Ausbleiben von Engagements an den Pariser Bühnen. Wie weit darüber hinaus die staatliche Zensur das Erscheinen ihrer Kompositionen verhinderte, ist bisher nicht belegt; jedenfalls nahm Pauline Viardot mit Beginn der 1860er Jahre die Herausgabe eigener – und erstmals auch fremder – Werke wieder auf: 1861 erschien in Paris die Sammlung Mélodies de M.me Pauline Viardot, die die Lieder der beiden bereits 1843 und 1849 erschienenen Alben in einer Sammlung vereinte. Außerdem begann 1861 die sukzessive Veröffentlichung der großen Anthologie École classique du chant VWV 6001–6071, mit der sich Pauline Viardot als Herausgeberin Alter Musik präsentierte.
Im April 1863 nahm Pauline Viardot mit einer letzten Vorstellung des Orphée ihren Abschied von der Pariser Theaterszene, und im Sommer 1863 zog die Familie nach Baden-Baden um, um dem Regime Napoleons III. zu entgehen. Der Pariser Wohnsitz, das Haus in der Rue de Douai wurde beibehalten, doch scheint Pauline Viardot von Baden-Baden aus höchst selten und nie für lange dorthin zurückgekehrt zu sein. Erst nach Ausbruch des deutsch-französischen Krieges verließ sie Baden-Baden und ging zunächst nach London. Von dort aus kehrte sie 1872 endgültig nach Paris zurück.
Mit ihrem Umzug nach Baden-Baden folgte Pauline Viardot offenbar aus verschiedenen Gründen dem Wunsch, sich von Paris zurückzuziehen, mehr als bisher zu unterrichten und vor allem auch sich wieder mehr der Komposition eigener Werke zuzuwenden: Erstausgaben eigener Kompositionen erschienen ab 1864 wieder regelmäßig und ohne Unterbrechung bis wenige Jahre vor ihrem Tod. Hervorzuheben sind die zum Teil schon während der 1840er Jahre entstandenen Bearbeitungen von Chopin-Mazurken (VWV 4020–4031, Chopin hatte zumindest einige der Bearbeitungen noch kennengelernt) sowie die Lieder nach russischen und deutschen Gedichten, die sie ab Mitte der 1860er Jahre vor allem beschäftigten. Besondere Berühmtheit erlangten ab 1867 die Opérettes de salon Trop de femmes VWV 2001, Le dernier sorcier VWV 2002 und L'Ogre VWV 2003, die Pauline Viardot zusammen mit Ivan Turgenev als Librettisten erarbeitete und in ihrem privaten Haustheater in Baden-Baden wiederholt aufführte. Le dernier sorcier wurde zudem in einer Bühnenfassung mit Orchester und deutscher Übersetzung des Librettos zuerst 1869 in Weimar, später in Riga, Karlsruhe und Baden-Baden öffentlich aufgeführt. Unter den späten Werken seien vor allem genannt die Opérette de salon Cendrillon VWV 2005 und eine Sammlung mit sechs Mélodies mit Klavierbegleitung (beide Paris 1904), sowie Einzelausgaben von En douleur et tristesse VWV 1150, der Vertonung eines Liedtextes aus dem 15. Jahrhundert (Paris 1905), oder von Alza pepita! VWV 3013, einer "Danse populaire espagnole" für Klavier (Paris 1906).

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Eigene Kompositionen

Pauline Viardots kompositorische Arbeit ist ebenso von dem Prinzip ästhetischer und kultureller Transfers geprägt wie alle ihre künstlerischen Tätigkeiten: Sie strebte weder einen einheitlichen Personalstil an, noch das 'überzeitlich gültige' Meisterwerk. Sie vertrat vielmehr ein Musikverständnis, bei dem es vor allem um Kommunikation und Vermittlung ging, Kommunikation zwischen "Kennern und Liebhabern", zwischen verschiedenen Stilrichtungen und Stilebenen, zwischen verschiedenen Musikkulturen. Sie komponierte deutsche Lieder und Balladen, russische Romanzen, französische Chansons, Romances und Mélodies, aber auch kurze, witzige Reklamelieder für die französische Parfümseife Savon du Congo (VWV 1157–1164). Sie vertonte französische Texte u. a. von Victor Hugo, Alfred de Musset, Théophile Gautier, Sully Prudhomme, Fabeln von Jean de la Fontaine, deutsche Gedichte von Eduard Mörike, Johann Wolfgang Goethe oder Ludwig Uhland, russische Lyrik von Aleksandr S. Puškin, Afanasij A. Fet oder Michail Ju. Lermontov. Sie beschäftigte sich auch mit französischem Liedgut des 15. Jahrhunderts, indem sie Textvorlagen aus einer umfangreichen Sammlung von Chansons du XV.e siècle vertonte. Einige von ihnen ließ sie drucken, meist sowohl mit dem mittelfranzösischen Text als auch mit modernen französischen Adaptionen (von Louis Pomey). Eine weitere Liedgruppe bilden schließlich die Canti popolari toscani, Vertonungen italienischer Liedtexte aus der Toskana. In den Textzeugen gibt es keine Hinweise auf Pauline Viardots Textvorlagen, aber die von ihr vertonten Texte sind sämtlich enthalten in der Sammlung Canti popolari toscani, hrsg. von Giuseppe Tigri, Florenz 1860.
Es war Pauline Viardot nicht nur ein Anliegen, verschiedene nationale Musiktraditionen in ihre Arbeit zu integrieren, sondern auch, von verschiedenen Nationen verstanden zu werden. Die meisten von Pauline Viardots Kompositionen und Bearbeitungen für Gesang wurden in bis zu vier andere Sprachen übersetzt und sind in verschiedenen Ländern in der jeweiligen Landessprache erschienen, z. T. in zweisprachigen Ausgaben. Liedkompositionen wurden als Einzeldrucke und / oder in verschiedenen Liedsammlungen mit unterschiedlichen Inhalten und oft mit diversen späteren Auflagen publiziert. Sie arbeitete mit Verlagen in Frankreich, Deutschland und Russland zusammen, so dass ihre Werke eine große Verbreitung in verschiedenen Kulturkreisen fanden.

Bearbeitungen fremder Werke

Pauline Viardots Bearbeitungen fremder Werke stellen zumeist Übertragungen eines Instrumentalwerkes in eine Vokalgattung dar, auch hier fast immer mit Übersetzungen der hinzugefügten Texte. Berühmt wurden vor allem die Vokalfassungen von zwölf Chopin-Mazurken (VWV 4020–4031), daneben bearbeitete sie Schubert-Walzer (VWV 4015–4017), Ungarische Tänze von Johannes Brahms (VWV 4019, 4039), den irrtümlich Joseph Haydn zugeschriebenen Streichquartettsatz Serenade, der möglicherweise von Roman Hofstetter stammt (VWV 4014), und weitere Klavierwerke.
Zu einigen der Chansons espagnoles ihres Vaters Manuel Garcia komponierte sie die Klavierbegleitungen und brachte sie ebenfalls im Druck heraus (VWV 4033–4038). In der Werkgruppe Liedbearbeitungen sind Bearbeitungen traditioneller Lieder verschiedener nationaler Herkunft zusammengefasst, namentlich vor allem die Airs italiens du XVIII.e siècle (VWV 4003–4008); eine entsprechend betitelte Liedsammlung erschien [1886] im Druck. Ihre Sammeltätigkeit traditionellen Liedguts muss jedoch sehr viel umfangreicher gewesen sein. Bekannt ist vor allem, dass sie während ihrer Aufenthalte auf dem Landsitz George Sands in Nohant Lieder der dortigen Region, des Berry, sammelte und aufschrieb. Einige davon stellte sie Julien Tiersot zur Verfügung, der umfassend über traditionelles Liedgut forschte. In der von Tiersot mit herausgegebenen Zeitschrift Revue des traditions populaires sind einzelne von Viardot aufgeschriebene Texte und Melodien veröffentlicht, z. B. aus dem Berry Le Roi Loys (in: Revue des traditions populaires, 10e Année, Tome X Nr. 12, Dezember 1895, S. 636). Oder ein russisches Lied, Loutchina, loutchinouchka, zu dem Pauline Viardot auch eine französische Übersetzung des Textes mitlieferte (in: Revue des traditions populaires, 3e Année, Tome III, 1888, S. 31).

Editionen fremder Werke

Ein bislang noch kaum beachtetes Tätigkeitsfeld Pauline Viardots stellt die Edition dar. In der École classique du Chant [1861 ff.] (VWV 6001–6075) brachte sie insgesamt 75 Gesangsstücke des 17. bis 19. Jahrhunderts und verschiedener Gattungen mit Klavierbegleitung heraus und versah die Ausgabe mit gesangstechnischen Hinweisen. Die École classique enthält Arien aus Opern, Oratorien oder Kantaten, Konzertarien, Lieder und Romanzen. Seit etwa 1865 plante Pauline Viardot die Edition 50 Mélodies de Franz Schubert (VWV 6101–6150), die dann wahrscheinlich erst [1873] erschien. Sie stellt eine umfangreiche gedruckte Sammlung von Schubert-Liedern mit deutschen Originaltexten und französischer Übersetzung (von Louis Pomey) dar. Die sechsbändige Sammlung Échos d'Italie gehört zu den Échos-Reihen (Échos de France, … d'Allemagne, … de Pologne, … du monde religieux etc.), die ursprünglich von dem Pariser Musikverleger Gustave-Alexandre Flaxland (1821–1895) herausgegeben wurden. 1869 wurden das Verlagshaus und das Verlagsprogramm Flaxland von dem Komponisten und Organisten Auguste Durand (1830–1909) übernommen und unter dem Verlagsnamen Durand Schśnewerk et Cie. weitergeführt. Auch die Échos-Reihen wurden weiter aufgelegt. In der Literatur wird Pauline Viardot häufig die gesamte Editionsleistung an den Échos d'Italie zugeschrieben, doch geht aus dem Titelblatt und dem Préface zum ersten Band eindeutig hervor, dass Pauline Viardot lediglich den ersten Band einer Revision unterzog (VWV 6201–6257). Die große Nachfrage hatte so viele Nachdrucke erforderlich gemacht, dass die Druckplatten des ersten Bandes nicht mehr brauchbar waren und neu gestochen werden mussten, so das Vorwort der Verleger. Diese Gelegenheit habe man genutzt und Pauline Viardot gebeten, den ersten Band zu überarbeiten und zu kommentieren sowie mit gesangstechnischen Hinweisen, Kadenzen u. a. zu versehen. In der Datenbank sind die Einzeltitel der drei genannten Bände unter der jeweils entsprechend der Sammlung benannten Werkgruppe zusammengefasst ("Editionen / École classique du chant", "Editionen / 50 Mélodies de Schubert" und "Editionen / Échos d'Italie").

Kadenzen

Als Sängerin und Komponistin schrieb Pauline Viardot zahlreiche Verzierungen und Kadenzen für Arien und Lieder für den eigenen Gebrauch. Diese Notate sind jedoch nur sehr vereinzelt und verstreut überliefert, in einigen Fällen sind Textzeugen nicht ohne weiteres zugänglich. Die bekannten Kadenzen und Verzierungen Pauline Viardots von Arien und Liedern sowie die zugehörigen Textzeugen sind im VWV in der Werkgruppe "Vokalmusik / Kadenzen" aufgenommen (VWV 1010–1015). Darüber hinaus sind weitere bisher nicht ausgewertete Materialien erhalten:
Die Library of Congress in Washington (US-Wc) bewahrt unter der Signatur ML96.V44 (Case) Notate von Kadenzen Pauline Viardots zu verschiedenen Opernarien auf: Eine "Vocal cadenza for an opera of Gluck" (siehe unter https://lccn.loc.gov/unk84181224) liegt als Kopie vor, es ist eine Kadenz zur Arie des Orpheus L'Espoir renaît dans mon âme und ist im VWV unter der Nummer 1011 erfasst. Der größere Teil des Materials umfasst "Vocalises and cadenzas for various opera arias" (siehe unter https://lccn.loc.gov/unk84091294) und "[Vocal and cadenzas for various Italian operas]" (siehe unter https://lccn.loc.gov/unk84091295). Dieses Material ist laut Auskunft der Bibliothek (E-mail vom 20.08.2010) nicht mehr reproduzierbar und wird nur noch vor Ort zur Verfügung gestellt. Es konnte daher für das VWV noch nicht gesichtet werden.
In der New York Public Library (US-NYph) wird eine Sammlung von Kadenzen der polnischen Sängerin Marcella Sembrich (1858–1935) aufbewahrt (Signatur JPB 91-94, siehe unter https://nypl.bibliocommons.com/item/show/12016032052_cadenzen). Innerhalb dieser Sammlung sind im zweiten Teil unter der Überschrift "Cadenzen Viardot" auf vier Seiten kurze Verzierungssequenzen und Kadenzen zu verschiedenen Arien aus La Parisina, Lucia di Lammermoor und Lucrezia Borgia (Gaetano Donizetti), aus La sonnambula (Vincenzo Bellini) und anderen Opern sowie einige gesangstechnische Bemerkungen notiert. Diese Notate stammen von anderer Hand als der Großteil der Sammlung, wobei keine der Handschriften im Bibliothekskatalog identifiziert ist. Damit sind die Provenienz und ebenso die Authentizität dieser Notate nicht geklärt, und sie werden vorerst nicht ins VWV aufgenommmen.
Marcella Sembrich studierte zunächst Geige und ab 1876 Gesang bei Giovanni Battista Lamperti (1839–1910) und später bei dessen Vater Francesco Lamperti (1811/13–1892) in Mailand. Ihr Debut gab sie bereits 1877 in Athen als Elvira in Vincenzo Bellinis I Puritani. Es gibt jedoch einen wichtigen Hinweis auf eine Verbindung zwischen Marcella Sembrich und Pauline Viardot: Anna Schoen-René (1864–1942), eine langjährige Schülerin Pauline Viardots und berühmte Vertreterin der Garcia'schen Belcanto-Tradition, berichtet in ihren Erinnerungen, Marcella Sembrich habe sich am Beginn ihrer Karriere mit einem Empfehlungsschreiben Giuseppe Verdis an Pauline Viardot gewandt und um Beratung im Hinblick auf ihre Karriere als Sängerin gebeten. Pauline Viardot sei von der Schönheit ihrer Stimme und ihrer Gesangstechnik tief beeindruckt gewesen und habe zugestimmt, habe die Sängerin verschiedenen Komponisten vorgestellt, ihr Auftrittsmöglichkeiten innerhalb ihrer musikalischen Salons gegeben und ihr schließlich geraten, nach Deutschland zu gehen. Ein Empfehlungsschreiben an den einflussreichen Dirigenten Julius Rietz, Königlich Sächsischer Generalmusikdirektor, verhalf ihr schließlich zu ihrem ersten Engagement an der Dresdner Oper (vgl. Anna Schoen-René: America's Musical Inheritance. Memories and Reminiscences, New York 1941, S. 179 f.).
Marcella Sembrich und Anna Schoen-René wurden nach ihren internationalen Bühnen-Karrieren ab 1924 bzw. 1925 Gesangsprofessorinnen an der New Yorker Juilliard Graduate School (heute Juilliard School of Music; vgl. hierzu: Andrea Olmstead, Juilliard: A History, Urbana: University of Illinois Press 1999, S. 78).


Nähere Informationen zu den genannten Werken und ihren Textzeugen erhalten Sie im Titelregister des VWV.

Wenn Sie mehr über Pauline Viardots Biographie erfahren wollen, finden Sie Lektüreempfehlungen im Menüpunkt Quellen unter Literatur.


Christin Heitmann: Pauline Viardot. Systematisch-bibliographisches Werkverzeichnis (VWV), Hochschule für Musik und Theater Hamburg, seit 2012, Online-Datenbank https://www.pauline-viardot.de/Werkverzeichnis.htm (Abrufdatum).


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